Am 29.09.2023, Freitagnachmittag, hatten wir, die G1, erneut die Gelegenheit, den Rokokogarten in Veitshöchheim zu besuchen. Dieser besondere Ort hat uns schon bei unserem ersten Besuch fasziniert und dieses Mal wurden wir von Frau Wolf eingeladen, den Garten erneut zu erkunden.
Kunstvolle Skulpturen, gepflegte Blumenbeete und romantische Wege versetzen uns in eine andere Zeit. Wir wandelten unter schattigen Bäumen, bewunderten die filigranen Details der Architektur und genossen die Ruhe und Gelassenheit dieses Ortes.
Der Rokokogarten – ein seltenes Kleinod
Frau Wolf erzählte uns von der Geschichte des Gartens und von den Menschen, die hier gelebt haben. Der Hofgarten des Schlosses Veitshöchheim gilt als einer der schönsten Rokoko-Gärten in Europa. Das kleine Schloss, einst Sommersitz der Fürstbischöfe von Würzburg, liegt in einer 12,5 Hektar großen Grünanlage. Die Anlage umfasst das historische Schlösschen, Wasseranlagen, Fischteiche, einen großen See und etwa 300 Skulpturen bekannter Würzburger Hofbildhauer.
Der Rokoko-Garten Veitshöchheim, auch bekannt als “Hofgarten Veitshöchheim”, ist ein herausragendes Beispiel für die kunstvolle Gestaltung von Gärten im 18. Jahrhundert. Unter der Schirmherrschaft von Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim wurde der Garten zu einem prächtigen Ort der Erholung und des Vergnügens für die aristokratische Gesellschaft. Ein wichtiger Aspekt der Gartenpflege im Rokoko-Garten Veitshöchheim war der Obstbaumschnitt. Dieser war nicht nur für die Ästhetik der Bäume von Bedeutung, sondern auch für ihre Fruchtbarkeit und Gesundheit. Im 18. Jahrhundert wurden Obstbäume nach strengen Regeln und Prinzipien von erfahrenen Gärtnern und Baumschneidern geschnitten.
Die Kunst des Obstbaumschnitts im Rokoko-Garten Veitshöchheim umfasste verschiedene Techniken und Stile, darunter den “Kandelaberschnitt” und den “Spalierschnitt”. Diese Techniken wurden verwendet, um die Form und Struktur der Bäume zu kontrollieren, ihre Fruchtbildung zu fördern und ihre Gesundheit zu erhalten.
Kandelaberschnitt
Der Kandelaberschnitt ist eine spezielle Technik, bei der eine symmetrische und offene Struktur geschaffen wird, die an einen Kandelaber erinnert. Bei dieser Methode werden die seitlichen Zweige des Baumes entfernt, während die Hauptäste erhalten bleiben und nach oben wachsen.
Dieser Schnitt war in der Barockzeit für Obstbäume üblich, allerdings auch sehr aufwendig.
Die Idee dahinter war, dass die Sonne von allen Seiten auf die Bäume scheinen kann, sodass der Fürstbischof nur sonnengereiftes Obst erhielt.
Spalierschnitt
Der Spalierschnitt (vgl. Beitragsbild) ist eine besondere Form des Baumschnitts, die verwendet wird, um Bäume in flachen, zweidimensionalen Formen zu trainieren, idealerweise entlang einer Wand, eines Zauns oder eines Gerüsts. Diese Technik wird oft im Obst- und Weinanbau angewendet, um eine maximale Ernte auf begrenztem Raum zu erzielen und die Pflanzen leichter pflegen zu können.
Durch den Spalierschnitt kann der Ertrag pro Quadratmeter Land maximiert werden, da die flache Form es ermöglicht, mehr Bäume auf engem Raum anzubauen und die Fruchtproduktion zu maximieren. Durch den Spalierschnitt wird sichergestellt, dass die Blätter und Früchte ausreichend belüftet und dem Sonnenlicht ausgesetzt sind.
Fazit
Unser Ausflug in den Rokokogarten von Veitshöchheim war eine wahre Zeitreise in die kunstvolle Welt des Obstbaumschnitts im 18. Jahrhundert. Es war beeindruckend zu sehen, wie diese alten Techniken auch heute noch ihre Bedeutung haben und uns wertvolle Lektionen über vergangene Gartenkunst und Geschichte vermitteln.
Aneliya Hyland, G1z